The Sacrament

By | 19. August 2014

Auf der Suche nach einem erträglichem Horrorfilm jüngeren Jahrgangs wurde mir in der Timeline „The Sacrament“ von Ti West (und produziert von Eli Roth) empfohlen. Oder sagen wir mal, als einer der weniger schlechten Horrorfilme der letzten Zeit genannt.

Um mir nicht die Spannung zu verderben, habe ich auch nicht weiter recherchiert, sondern mir den Film dann gleich am Wochenende angeguckt.

Das generelle Settings des Filmes ist das einer Mockumentary in „found footage“ Optik.

Ein besorgter Bruder will Kontakt zu seiner Schwester aufnehmen, die mit einer mysteriösen Glaubensgemeinschaft in eine Siedlung im nicht näher benannten Ausland ausgewandert ist. Dabei wir er von zwei Vice-Reportern begleitet, die eine Dokumentation über diese Glaubensgemeinschaft und ihr abgekapseltes Leben in „Eden Parish“ drehen wollen.

Auf den ersten Blick leben die Bewohner in einem selbstverwalteten Paradies, alle scheinen glücklich und zufrieden. Trotz der Abgeschiedenheit und harten Lebensumstände sehen sie in ihrem Leben in „Eden Parish“ Freiheit und Erfüllung und sind alle voller Liebe und Ehrfurcht gegenüber „Father“, dem Führer der Glaubensgemeinschaft und Gründer der Siedlung.

Bald jedoch bekommt die Idylle Risse, die Stimmung in der Siedlung kippt und steigert sich in einem beklemmenden Finale, in dem die eigentlich unbeteiligten Reporter um ihre Leben fürchten müssen.

Das grob zur Handlung, ab jetzt gilt

Spoiler-Alarm

Ich habe nämlich einige ganz große Probleme mit dem Film. Zum einen ist der Stil der Found-Footage Dokumentation nur sehr inkonsequent umgesetzt und nicht sonderlich gelungen. Viele Bilder sind zwar aus der Perspektive her „logisch“ gedreht, aber sehen viel zu professionell, zu steril aus. Andere Einstellungen kann man darüber hinaus überhaupt nicht mit den Szenen in Einklang bringen. Oft stellt sich die Frage, wer von den Anwesenden das gefilmt haben soll. Darüber hinaus wird die Doku-Stimmung massiv durch die uberdramatische Sounduntermalung gestört.

Anstatt die Bilder allein für sich sprechen zu lassen, wird versucht mit entsprechender Musik das Drama zu steigern. Ging nicht ganz auf.

Die meisten Charaktere bleiben blass, eine  Charakterentwicklung findet nicht statt. Der Film lebt einzig und allein von der charismatischen Darstellung des „Fathers“, der zugegeben, genial von Gene Jones dargestellt wird. Er ist der Einzige, der wirklich Stimmung erzeugt und von seinen Monologen lebt der Film.

Das größte Problem, das ich hatte, ist jedoch, dass der Film eins zu eins die Geschehnisse des „Jonestown-Massakers“  von 1978 übernimmt. Das hätte mir zwar Vorfeld auffallen können, aber wie gesagt, hatte ich mich mit dem Film nicht wirklich beschäftigt.

Die Vorgeschichte, der charismatische Sektengründer, die Auswanderung und Gründung einer Siedlung, der Besuch von Auswärtigen, der den internen Kollaps der Sekte auslöst – alles ist exakt von Jonestown übernommen und  nur minimal modifiziert worden.

Jetzt hatte ich persönlich das Pech, mich früher intensiver mit Jim Jones und dem Jonestown-Massaker beschäftigt zu haben, daher war mir der Ablauf und die fatale Konsequenz des Filmes von Anfang an klar und in keiner Weise überraschend. Das stört natürlich den Spaß ungemein, Spannung war quasi nicht mehr vorhanden.

Und überhaupt, bei allem Respekt gegenüber der schauspielerischen Leistung von „Father“ – Wer braucht eine filmische Mockumentary, wenn es vom echten Jonestown-Massaker bzw. Massensuizid eine authentische Tonbandaufnahme  vom „echten“ Jim Jones gibt? Hier mit entsprechendem Transkript.

Wenn man weiß, dass hinter den Worten ein echter Mensch und echte Schicksale stehen, ist die innere Anspannung ungleich intensiver und unangenehmer.

Aber auch meine Freundin fand den Film alles andere als „bone chilling“, dazu waren die Szenen einfach zu berechenbar.

 

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