Am Wochenende den hochgelobten „Her“ gesehen.
Joaquín Phoenix verliebt sich in die „Persönlichkeit“ und Stimme seines neuen, superintelligenten Betriebssystems, repräsentiert von der Stimme Scarlett Johannsons.
„Her“ war ja einer der Filme, die man der allgemeinen Meinung nach sehen musste in den letzten Wochen, so ganz kann ich den Hype aber nicht nachvollziehen.
Vorweg gesagt: Der Film ist keineswegs schlecht. Das Thema künstliche Intelligenz und die Rolle, die solche künstlichen Entitäten in nicht allzu ferner Zukunft in der Gesellschaft spielen könnten, ist wohl eine der spannendsten Fragen unserer Zeit. Siehe auch die absolut empfehlenswerte schwedische Serie „Real Humans„, die die Rolle von sehr menschenähnlichen, intelligenten Robotern zum Thema hat.
Am interessantesten ist natürlich der Part bzw. die Entwicklung, die „Samantha“, das Betriebssystem, im Laufe des Filmes macht. Von einer „intelligenten“ Siri hin zu einer Persönlichkeit mit Eigenarten, Macken und eigenen Vorstellungen von sich selber und der Welt.
Gut und realistisch fand ich die Idee, wie in naher Zukunft mobile Technologie genutzt wird. Jeder kann sein plattformübergreifendes OS ständig im Ohr haben und mit ihm kontextuellen Kommunizieren und alle Daten, Termine, Mails etc. zentral auf allen Geräten verwalten. Gar nicht so unwahrscheinlich, dass bei Her ein sehr realistische Bild der Zukunft gezeichnet wurde. Gut möglich, dass eine New Yorker U-Bahn in 5-15 Jahren so aussieht wie im Film gezeigt.
Alles in allem ist der Film aber, obwohl es irgendwie in der Natur der Sache liegt, ziemlich dialoglastig und es war stellenweise schwer, konzentriert bei der Story zu bleiben. Kann aber auch mangelnde Tagesform gewesen sein, mag ich nicht ausschließen.
Was mich schon mehr gestört hat, war die etwas esoterisch überhöhte Entwicklung zum Ende hin, die bei mir Assoziationen an die Neuromancer Trilogie geweckt hat. Fand ich irgendwie unpassend und ich wäre auch mit einem etwas weniger verschwurbelten Finale zufrieden gewesen.
Trotz dieser Einwände ist „Her“ wohl einer der besten Filme, die dieses Thema in letzter Zeit aufgegriffen und von einer menschlichen Seite behandelt haben.
So ist „Her“ eben nicht ein Science-Fiction Streifen, der sich auf die technischen Aspekte der möglichen Zukunft konzentriert, sondern benutzt diese Möglichkeiten, um ein menschliches Drama aufzuzeigen, welches die technische Evolution eventuell mit sich bringen könnten.
Dafür gibt es von mir trotzdem „nur“ (6,5 / 10) eben weil es manchmal etwas anstrengend war, den Gesprächen zu folgen und mir einige Aspekte am Schluss des Films etwas sauer aufgestoßen sind.