Carrie (2013)
Ich war ja ziemlich skeptisch, als ich gehört habe, dass eine Neuverfilmung von „Carrie“ in den Startlöchern steht, da ich durchaus großer Fan der Originalversion von 1976 bin.
Aber da ich mir gerne selber eine Meinung bilde, haben wir der 2013-Version am Wochenende eine Chance geben, sich zu beweisen.
Die Handlung bewegt sich ziemlich nah an der Romanvorlage, der ersten veröffentlichten Geschichte von von Stephen King von 1974. Kurz zusammengefasst, die 16jährige Carrie White lebt alleine mit ihrer Mutter in der amerikanischen Kleinstadt Chamberlain. Ihre Mutter ist streng religiös, an der Grenze zum religiösen Wahnsinn, und sieht in Carrie mehr die verachtenswerte Konsequenz der Sünde als ihre Tochter. Entsprechend lieblos, weltfremd und geprägt von religösen Wahn und Bestrafungen ist der Umgang bzw. die Erziehung die Carries Mutter ihrer Tochter zuteil werden lässt.
In der Schule wird Carrie als Außenseiterin gemobbt ausgegrenzt und generell als Freak angesehen, als es zu einem traumatischen Erlebnis kommt: Nach dem Sportunterricht bekommt Carrie in der Schule unter der Dusche ihre erste Periode. Da sie in keinster Weise aufgeklärt ist, glaubt sie, sie wäre verletzt, würde verbluten und reagiert panisch, wofür sie von den Mitschülerinnen gedemütigt wird. In dieser Szene wird angedeutet, dass Carrie über starke unbewusste telekinetische Fähigkeiten besitzt, die sie noch nicht kontrollieren kann. Allerdings wird sie sich dieser Fähigkeiten bewusst und beginnt, diese gezielt zu trainieren und zu steuern.
Mi Hilfe einer mitfühlenden Lehrerin und einer von Gewissensbissen geplagten Schülerin, wird Carrie ein wenig aus ihrer Isolation befreit und sogar zum Schulball eingeladen. Ihre Mutter ist natürlich dagegen und prophezeit einen demütigenden Ausgang. Carrie jedoch emanzipiert sich mit Hilfe von Telekinese von ihrer Mutter und setzt den Ballbesuch durch.
Dieser beginnt ganz harmonisch und positiv, endet jedoch in einem Blutbad. Carrie wird mit einer gefakten Wahl zur Ballkönigin gewählt, um dann auf der Bühne mit einem Eimer Blut übergossen zu werden. Nach diesem Trauma geht Carrie in den Full Berserk Modus nimmt selber an ihren Peinigern blutige Rache.
Die Story dürfte hinlänglich bekannt sein, interessant ist, dass die neue Version von Carrie mehr richtig macht als falsch.
Es ist immer riskant sich an Klassikern zu versuchen, aber Carrie ist eine durchaus gelungene, moderne Adaption der Buchvorlage. Anstatt sich an einer komplette Neuinterpretation zu versuchen, was meist eh in die Hose geht, bleiben die Handlung, die Protagonisten und die Szenen nah an der alten Version, sind jedoch in sich stimmig in die Gegenwart integriert.
Die Darsteller leisten solide Arbeit, allen voran Julianne Moore als Carries Mutter. Chloë Grace Moretz ist als Carrie durchaus glaubwürdig, ist für mich aber keine Konkurrenz zu Sissy Spacek mit ihrem wahnsinnigen Blick aus dem Original.
Alles in allem ist die Version von Brian de Palma „künstlerischer“. Die Kameraeinstellungen, -fahrten und Bildeinstellungen wirken viel durchdachter, künstlerischer und komponierter, während die Neuverfilmung etwas mainstreamiger, hollywoodlastiger ist. So fühlte es sich zumindest an, ist etwas schwer zu beschreiben. Es fehlt der Neuverfilmung dadurch einerseits an Tiefe, andererseits wird es so einem zeitgemäßeren Anspruch an Filmatmosphäre gerecht.
Es ist schwer, einen direkten Vergleich zu ziehen, für mich ist de Palmas „Carrie“ weiterhin ein Klassiker und auch irgendwo ein Referenzwert für eine gelungene King-Verfilmung.
Die moderne Version setzt die Handlung ohne grobe Macken modern um, hat aber keinen vergleichbaren ästhetischen Anspruch an sich selber wie das Original.
Ich enthalte mich hiermit einer Punktewertung, aber kann durchaus eine Anguck-Empfehlung aussprechen. Der Film ist definitiv besser geworden, als ich befürchtet hatte.