EQ3 MAX! Heizungssteuerung
Moin moin.
Ich wollte im neuesten „Techblah“ mal kurz meinen Senf zur Heizungssteuerung „MAX!“ vom Hersteller eq3 loswerden, die ich jetzt seit einigen Wochen im Einsatz habe.
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Die erste Hürde, die man im Hinterkopf behalten sollte: MAX! -Komponenten werden mittlerweile von verschiedenen „Resellern“ wie ELV und Xavax vertrieben. Die Geräte sind zwar imho baugleich, allerdings muss man je nach Firma aufpassen, mit welcher Software man auf den Cube, die Steuerungszentrale des System, zugreift. Die sind nämlich teilweise unterschiedlich und nicht zu anderen Geräten kompatibel. Ob Geräte verschiedener Reseller untereinander kompatibel sind, kann ich leider nicht sagen.
Ich persönlich habe mich nach einiger Zeit Recherche für dieses „Starterset“ von Xavax entschieden. Dieses Pack enthält 2 Funk-Thermostate, 2 Fenstersensoren, eine „Eco-Taste“ zur Wandmontage und den Cube, die Zentrale die die Steuerung der Komponenten übernimmt und die Verbindung zum Internet herstellt. UPE sind ca. 200€, ich habs für unter 150€ bei Amazon geschossen.
Das ist so ziemlich der günstigste Einstieg in die zentrale Heizungssteuerung mit Fernzugang. Wenn es einem reicht, Thermostate zeitgesteuert zu programmieren, kriegt man entsprechende „dumme“ Geräte auch für unter 20€. Das ist nochmal günstiger, aber es fehlen halt Komfortfeatures wie Steuerung aus dem Internet oder zentrale Programmierung.
Das Max! System hat natürlich auch Nachteile. So wie ich das verstehe, spricht MAX! ein proprietäres Protokoll, ist also nicht ohne weiteres in in bestehende FS20, HomeMatic oder HomeEasy Systeme zu integrieren. Somit ist MAX! in erster Linie als geschlossenen System, einzig für die Heizungssteuerung zu verstehen.
Allerdings funkt MAX! mit den üblichen 868MHz und mittlerweile spricht der freie Hausautomations-Server FHEM anscheinend auch mit MAX!-Komponenten. Theoretisch ist so auch ein späterer Ausbau des System auf eine komplexere Hausautomation, z.B. durch FHEM auf einem Raspberry Pi oder einer FritzBox, durchaus denkbar.
Aber das ist jetzt noch nicht geplant. Mir reicht es vorerst, Morgens ein kuschlig warmes Bad zu haben, ohne die Heizung die ganze Nacht durchlaufen zu lassen und die Heizung gemütlich vom Smartphon regeln zu können.
Also, bestellt, Paket angenommen und ausgepackt und ab an die Montage.
Erster Eindruck:
Die Thermostate machen einen qualitativ guten Eindruck. Adapter für verschiedene Heizungsventile, ausführliche Anleitung und Batterien mit angegebenen 10 Jahren Betriebsdauer sind beigelegt und mit ein bisschen Recherche und Ausprobieren ist das erste Thermostat erfolgreich montiert.
Jetzt die erste Hürde: Die Installation der Steuerungssoftware.
Der MAX! Cube muss zur Programmierung mit dem Netzwerk verbunden sein, soweit kein Problem. Strom eingesteckt, LAN eingesteckt und ready to go. Dachte ich, aber Pustekuchen. Ich hatte mir vorher die objektiv aktuellste Version der Steuerungssoftware besorgt und installiert. Leider wird diese benötigt, weil der Cube kein echtes Webinterface besitzt und so über eine installiere Java- Anwendung von einem Rechner programmiert werden muss. Mir wäre ein zumindest rudimentäres Interface lieber gewesen, auch in Funktionen beschnitten, aber über das man Ersteinrichtung und Zeitprogrammierung und Gerätekoppelung vornehmen kann.
Aber egal, da erst ein anderes Problem auftrat: Die Software fand zwar den Cube, stellte fest, dass ein Firmwareupdate benötigt wird, und brach dieses dann ab. Man hatte also keine Möglichkeit den Cube zu verwalten. Erste Reaktion natürlich RAGEQUIT!
Dann ein bisschen runterkommen und nochmal versuchen. Nach einiger Recherche stellte sich dann heraus, dass, wie oben beschrieben, die Software einiger Hersteller nicht kompatibel ist. Ich hatte mir die Version 1.4 von ELV heruntergeladen, der Cube von Xavax wird aber über das Portal von EQ3 gesteuert und braucht daher zwingend auch deren Software (Version derzeit 1.3.8).
Damit war die Einrichtung des Cubes und die erste Programmierung dann problemlos möglich.
Einrichtung geht schnell von der Hand. Man kann über die Software nach verständlicher Einrichtung die vorhandenen Geräte mit dem Cube koppeln, bestimmten Zimmern zuteilen und verschiedene Temperaturbereiche für Eco- und Comfortbereich definieren. So koppelt man auch Fenstersensoren mit den korrespondierenden Thermostaten, sodass das Ventil eines oder aller Thermostate automatisch bei geöffnetem Fenster geschlossen werden.
Auch die Einrichtung des Wochenprogramms war über das grafische Interface kein Problem. Pro Thermostat einfach Zeitraum definieren, gewünschte Temperatur eingeben und die Konfiguration abschicken. Praktisch war, dass man Tageskonfigurationen kopieren konnte. So hab ich einfach den Montag konfiguriert und konnte diese Einstellung einfach auf Dienstag bis Freitag rüberkopieren.
Alle Komponenten können so über den Cube einfach angelernt, gekoppelt und konfiguriert werden.
Weiter die Anmeldung am Portal von EQ3, die nötig ist für die Fernwartung per Website und App.
Und hier fangen meine ersten größeren Beschwerden an.
Zugegeben, im Endeffekt funktioniert die Fernwartung einigermaßen, aber die Website und die jeweiligen Apps für Android und iOS sind so herzlos, hässlich, funktionsbeschnitten und unpraktisch mit der heißen Nadel gestrickt, dass es fast schon lächerlich ist. Das spiegelt sich auch in den Bewertungen wieder.
Ich finde es absolut unverständlich, wie sich ein Hersteller von günstiger und bis jetzt auch ganz guter, funktionierender Hardware sich selber solche Steine in den Weg legt und so schlechte Software zu seinem Produkt abliefert. Vielleicht sind das einfach Hardwarebastler, die auf einer ganz anderen Ebene denken als UI Design und User Experience, aber dafür gibt es immerhin auch Spezialisten, die man mal fragen kann. Dafür spricht, dass es zumindest für Windows und Android mittlerweile Freeware von Hobby-Entwicklern gibt, die es sehr viel besser machen als die Originalsoftware. Und die ganzen negativen Bewertungen z.B. bei iTunes kommen ja auch nicht von ungefähr. Da sind viele Leute echt angepisst und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese unbedingt Werbung für das System bei ihren Bekannten machen. Das muss der Hersteller doch auch sehen? Warum so ignorant? Warum nicht mal ein bisschen Geld ausgeben und Profis beauftragen oder in Zusammenarbeit mit der, existenten und aktiven Community, mal eine vernünftige App entwickeln?
Das war für mich definitiv die größte Enttäuschung. Aber, wie gesagt, es gibt zumindest teilweise Abhilfe, die ich euch natürlich nicht vorenthalten will:
Für Windows, Linux und OS X gibt es die Freeware MAX!Buddy. Die war nach einem Update der MAX! Firmware längere Zeit nicht nutzbar, funktioniert jetzt aber zum Glück wieder mit den aktuellen Cubes. ( Update siehe unten )
Zusätzlich zu der Programmierung kann diese gegenüber der Originalsoftware auch die Ist-Temperaturen der Zimmer ausgeben, den Öffnungsstand der Ventile anzeigen und vieles vieles mehr. Das meiste davon brauche ich mit meinem zwei Thermostaten gar nicht, aber daran sieht man mal, was alles geht, wenn man es ordentlich macht. Guckt euch das mal an, wenn ihr euch überlegt ein MAX!-Systen anzuschaffen. Die Software ist wirklich mächtig und hat eine super Community.
Bei Android bin ich froh, dass ich seit einiger Zeit nicht mehr auf die grottige Original-App angewiesen bin, sondern es jetzt auch eine Alternative gibt: „Heizung für MAX“.
Die App greift zwar auch nur auf das Webinterface zu, bei dem man also angemeldet sein muss, aber packt das Ganze in eine sehr viel übersichtlichere Oberfläche mit praktischeren Voreinstellungen. So sieht ein modernes GUI im 21. Jahrhundert aus, guckt euch das mal an ELV und EQ3!
Fazit
Ich bin, nicht zuletzt Dank den fleißigen Programmierern, bis jetzt ganz zufrieden mit dem MAX!-System. Die Zeitsteuerung funktioniert stabil, nur einmal hat ein Thermostat nicht reagiert und musste mit „Batterien raus – Batterien rein“ resettet werden, und die Fernsteuerung per App ist zwar etwas zeitverzögert aber zuverlässig.
Bis jetzt ist Wohnzimmer und Bad mit Thermostaten versehen, aber ich denke mittelfristig werde ich vor allem Schlafzimmer und ggf. auch Büro nachrüsten. Entsprechende Thermostate kosten einzeln ca. 30€, Kosten halten sich also in Grenzen.
Viele verfolgen ja primär das Ziel der Energieeinsparung. Dazu kann ich noch nicht sonderlich viel sagen. Teilweise hab ich sogar eher den Eindruck, dass wir eher mehr heizen als vorher, aber das kann auch nur subjektiv sein, weil ich mich jetzt mehr damit beschäftigt habe.
Für mich stand in erster Linie der Komfort im Vordergrund. Morgens das Bad vorwärmen, Heizung beim Lüften automatisch abschalten und auch mal vergessene Themostate per App runterregeln können ist echt ne tolle Sache.
Für den günstigen Einstieg in die Haus- bzw. Heizautomation kann ich das MAX!-System dementsprechend empfehlen. Allerdings sollte man ggf. technisch einigermaßen versiert sein wenn es mit der Einrichtung der Software etc. zu Problemen kommt.
— Update Nov. 2015 zu Max!Buddy —
Mir ist aufgefallen, dass dieser Artikel relativ oft über Google gefunden und aufgerufen wird. Daher an dieser Stelle ein kleines, nicht sehr angenehmes Update zu der von mir genannten Max!Buddy Software.
Nach meinem Verständnis der Sachlage hat sich wohl bei der Struktur der MAX! Software einiges geändert, sodass Max!Buddy nicht mehr kompatibel war. Die Änderungen waren wohl so gravieren, dass sich niemand die Arbeit machen wollte, die Software anzupassen. Vielleicht hat ELV auch ganz bewußt die „Konkurrenz“ aussperren wollen, genaues weiß ich auch nicht. Allerdings ist das Projekt „Max!Buddy“ leider eingestampft und nicht mehr verfügbar. Selbst wenn man es noch auf irgendwelchen Mirrors findet, ist sie auch nicht mehr mit aktuellen MAX!-Installation kompatibel.
Wenn man also das Potential so einer Steuerung ausreizen will, muss man wohl zwangsläufig auf FHEM oder andere vollwertige (aber auch sehr viel komplexere) Steuerungssysteme zurückgreifen.
Ich habe es für mich jetzt so gelöst, dass ich das allgemeine Zeitprogramm mit der offiziellen ELV Software mache und für die tägliche Steuerung/Anpassung auf die oben genannte Android-App „Heizung für MAX!“ zurückgreife.
Diese ist noch kompatibel, wird aktiv weiterentwickelt und hat auch eine aktive Community auf Google+, wo man direkt mit Usern und dem Developer kommunizieren kann.
— Update Nov. 2016 —
Ok, dieser Artikel gibt immer noch genug Buzz um hier noch mal ein Update zu tickern.
Mittlerweile gibt es sogar dank fleissiger Kommentatoren einen Download Link zu Max!Buddy. Als Full Disclosure muss ich dazu sagen, dass ich den Link und die Software nicht überprüft habe.
Also Download und Benutzung auf eigene Gefahr!
Wie gesagt hat für mich das Update von oben noch Gültigkeit, ich habe Max!Buddy nicht mehr im Einsatz. Allerdings habe ich eine alternative App-Empfehlung für die Steuerung über Android. Derzeit nutze ich gerne die kostenlose App „Max! Remote“ aus dem Play Store. Diese hat gegenüber der „Heizung für MAX!“ den Vorteil, dass man über sie auch Zugriff auf Heizprofile hat, diese ändern/anpassen kann und generell noch mehrere Einstellmöglichkeiten für die Max! Infrastruktur bietet.
Auch das ist an dieser Stelle nur ein Tipp von mir aus meinen persönlichen Erfahrungen.
Off Topic finde ich es übrigens sehr schade, dass die Heimautomation in Deutschland und ganz allgemein so ein Nischendasein fristet. Das Problem ist imho, dass es zu viele Standards, offene und proprietäre, und zu viele zueinander inkompatible Produkte und Protokolle gibt, die für den Laien kaum bis gar nicht zu durchschauen und schon gar nicht zu beherrschen sind. Der „Kunde“ will eine übersichtliche Oberfläche oder App über die es einfach funktioniert. Er will keine Programmiersprache lernen, nur um Thermometer, Jalousie und Heizung miteinander verknüpfen zu können. Und wenn man sich heute für eine proprietäre Plattform entscheidet und im Vendor Lock-In landet kann einem niemand garantieren, dass die Geräte/Software in 2 Jahren noch supported werden oder es Updates gibt (ganz großes Manko auch bei Max! imho).
Vielleicht muss einfach jemand wie Amazon oder Google kommen, alle Protokolle unter deren Plattform vereinen und mit ihrer Hardware wie dem Echo oder Google Home miteinander kompatible machen. Anders wird diese Technik nie aus ihrer Nische herauskommen.
— Update Nov. 2017 —
Diese Heizperiode ging erstmal wieder gechillt mit einem Reset des Cubes und der Thermostate los, alles normal also. Allerdings haben sich über die Zeit ein paar Bugs eingeschlichen, die genervt haben. Die Dritt-Anbieter Apps haben nicht oder nur unzuverlässig funktioniert. Die gespeicherten Programme wurden zuverlässig ausgeführt, aber das Steuern über die Apps ging halt nicht mehr.
Darüber hinaus hatte ich versucht, den Cube in eine „Home Assistant“ Installation zu integrieren, die derzeit bei mir läuft. Dabei fiel auf, dass ich vom Wohnzimmer zwar die aktuelle Temperatur auslesen kann, dafür das Thermostat nicht mehr steuern konnte, das Bad jedoch konnte ich bedienen, bekam aber die aktuelle Temperatur nicht ausgelesen.
Fazit: Ich habe den Cube ausgemustert und durch zwei Thermostate + Bridge von Tado (Ref-Link) ersetzt. Zwar auch ein proprietäres Protokoll, aber modernere Thermostate, aktuelle Apps, eine funktionierende Anbindung an Home Assistant, Google Home und co sind vorhanden.
Bisher bin ich damit mehr als zufrieden.